Klauke Enterprises Blog

Der Weg zum Zero Downtime Deployment mit Kubernetes

Geschrieben von Felix Klauke | 16.07.2023

In einer immer stärker vernetzten Welt, in der Geschäftsprozesse rund um die Uhr und rund um den Globus stattfinden, ist die kontinuierliche Verfügbarkeit von Anwendungen keine Option mehr - sie ist eine Notwendigkeit. Ob es sich um eine Finanz-App handelt, die Benutzern ermöglicht, jederzeit und überall auf ihre Konten zuzugreifen, oder um eine E-Commerce-Website, die niemals schließen darf, Ausfallzeiten können erhebliche wirtschaftliche Verluste verursachen und das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen erschüttern.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass Zero Downtime Deployments - die Möglichkeit, Anwendungen zu aktualisieren oder neue Features einzuführen, ohne den laufenden Betrieb zu unterbrechen - sehr beliebt und oft sogar gefordert sind. In diesem Zusammenhang haben sich Tools zur Container-Orchestrierung als entscheidend erwiesen, um dieses Ziel zu erreichen, und Kubernetes steht in dieser Landschaft als eines der meistgenutzten Werkzeuge.

Kubernetes, ein Open-Source-System, das von Google entwickelt wurde, ermöglicht es, die Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von containerisierten Anwendungen zu automatisieren. Es spielt eine entscheidende Rolle in vielen modernen DevOps-Strategien und bietet Funktionen, die speziell auf Zero Downtime Deployments abzielen. Wir werden im Folgenden untersuchen, wie Kubernetes dazu beitragen kann, dieses Ziel zu erreichen, und einige seiner wesentlichen Features und Praktiken vorstellen, die Zero Downtime Deployments ermöglichen.

Egal, ob Sie ein Entwickler sind, der seine Kenntnisse vertiefen möchte, ein IT-Leiter, der sich mit den neuesten Trends in der Technologie auseinandersetzt, oder ein technikaffiner Geschäftsinhaber, der seine digitale Infrastruktur verbessern möchte - dieser Artikel bietet Ihnen wertvolle Einblicke in die Welt der Zero Downtime Deployments mit Kubernetes.

Was bedeutet Zero Downtime Deployment?

In der Welt der Softwareentwicklung bezieht sich das Prinzip des Zero Downtime Deployments auf die Fähigkeit, Updates oder Änderungen an einer Anwendung durchzuführen, ohne den Betrieb zu unterbrechen oder den Service für Endbenutzer einzuschränken. Bei herkömmlichen Deployment-Verfahren sind Ausfallzeiten oft unvermeidbar, da der Aktualisierungsprozess eine Anwendung vorübergehend außer Betrieb setzen kann. Bei einer Zero Downtime Strategie hingegen bleibt die Anwendung während des gesamten Prozesses voll funktionsfähig.

In einer perfekten Welt wäre jede Anwendung so konzipiert, dass sie eine kontinuierliche Verfügbarkeit gewährleistet. Aber in der Realität kann die Notwendigkeit, Anwendungen zu aktualisieren oder zu patchen, oft zu unerwünschten Unterbrechungen führen. Ob es nun darum geht, neue Features hinzuzufügen, Sicherheitslücken zu beheben oder die Performance zu verbessern, diese Änderungen erfordern in der Regel einen Deployment-Prozess. Bei herkömmlichen Methoden bedeutet dies oft, dass die Anwendung oder Teile davon während der Aktualisierung nicht verfügbar sind. Dies kann zu Unterbrechungen für die Endbenutzer führen und in einigen Fällen sogar erhebliche finanzielle Auswirkungen haben, insbesondere wenn es sich um geschäftskritische Anwendungen handelt.

Zero Downtime Deployments beheben dieses Problem, indem sie einen nahtlosen Übergang von einer Version einer Anwendung zu einer anderen ermöglichen, ohne den Service zu unterbrechen. Sie erlauben es, Änderungen in einer Live-Umgebung vorzunehmen, ohne dass die Benutzer jemals bemerken, dass im Hintergrund eine Aktualisierung stattfindet. Dies ist besonders wichtig für Anwendungen, die eine hohe Verfügbarkeit erfordern, da jede Unterbrechung des Services zu negativen Kundenerlebnissen und potenziellen Umsatzeinbußen führen kann.

Um es zusammenzufassen: Zero Downtime Deployment ist eine Strategie, die es ermöglicht, Anwendungen zu aktualisieren und zu verbessern, ohne die Benutzererfahrung zu beeinträchtigen. Durch die Minimierung von Ausfallzeiten und Unterbrechungen können Unternehmen eine konstante Qualität des Services gewährleisten und gleichzeitig ihre Anwendungen kontinuierlich verbessern und weiterentwickeln.

Wie unterstützt Kubernetes Zero Downtime Deployments?

Kubernetes ist ein mächtiges Werkzeug, das speziell entwickelt wurde, um den Prozess der Bereitstellung und Verwaltung von containerisierten Anwendungen zu automatisieren und zu vereinfachen. Eine der Schlüsselfunktionen, die Kubernetes bietet, ist die Unterstützung für Zero Downtime Deployments. Dies wird durch eine Reihe von eingebauten Mechanismen erreicht, die gemeinsam dazu beitragen, den Prozess der Aktualisierung von Anwendungen zu glätten und Ausfallzeiten zu minimieren. Zugegeben, Kubernetes wurde eher für einen Scale wie bei Google entwickelt, kann jedoch bereits im kleinen Stil sehr effektiv eingesetzt werden.

Kubernetes hat dabei zahlreiche Features, die uns die Umsetzung von Zero Downtime Deployments sehr einfach machen:

  1. Rolling Updates: Einer der Hauptwege, auf denen Kubernetes Zero Downtime Deployments unterstützt, ist durch die Verwendung von Rolling Updates. Rolling Updates sind ein Verfahren, bei dem Kubernetes die Aktualisierung von Anwendungen so verwaltet, dass zu keinem Zeitpunkt ein kompletter Ausfall der Anwendung auftritt. Bei einem Rolling Update aktualisiert Kubernetes die Pods (die kleinsten ausführbaren Einheiten in Kubernetes) in einer kontrollierten Weise, indem es neue Pods startet und die alten schrittweise herunterfährt. Dies stellt sicher, dass zu jedem Zeitpunkt während des Updates ein Teil Ihrer Anwendung verfügbar bleibt.

  2. Health Checks und Readiness Probes: Kubernetes bietet Health Checks und Readiness Probes, um sicherzustellen, dass Ihre Anwendung ordnungsgemäß funktioniert, bevor der Datenverkehr an sie weitergeleitet wird. Diese Überprüfungen stellen sicher, dass die neuen Versionen der Anwendung korrekt funktionieren, bevor sie vollständig in den Produktionsverkehr eingebunden werden. So werden potenzielle Fehler erkannt, bevor sie die Endbenutzer beeinträchtigen.

  3. Services und Service Discovery: Kubernetes verwendet das Konzept der Services, um eine Abstraktionsschicht über einer Gruppe von Pods zu erstellen. Ein Service in Kubernetes ermöglicht es, dass eingehender Netzwerkverkehr gleichmäßig auf die zugrundeliegenden Pods verteilt wird, auch wenn diese hinzugefügt oder entfernt werden. Dies bedeutet, dass während eines Rolling Updates, wenn alte Pods entfernt und neue hinzugefügt werden, der Netzwerkverkehr nahtlos weitergeleitet wird, ohne dass die Endbenutzer eine Unterbrechung bemerken.

  4. ReplicaSets und Horizontal Pod Autoscaling: Kubernetes verwendet ReplicaSets, um sicherzustellen, dass immer eine bestimmte Anzahl von Kopien Ihrer Anwendung läuft. Wenn ein Pod während eines Updates herunterfährt, startet das ReplicaSet automatisch einen neuen, um ihn zu ersetzen. Darüber hinaus kann Kubernetes durch den Horizontal Pod Autoscaler (HPA) automatisch die Anzahl der Pods basierend auf der aktuellen Last erhöhen oder verringern, was dazu beiträgt, die Verfügbarkeit während Spitzenzeiten zu gewährleisten.

All diese Mechanismen arbeiten zusammen, um sicherzustellen, dass Kubernetes-Anwendungen nahtlos aktualisiert werden können, wobei die Ausfallzeiten minimiert und die Verfügbarkeit für Endbenutzer maximiert wird.

Blue-Green Deployment mit Kubernetes

Das Konzept des Blue-Green Deployments ist eine etablierte Methode, um die Verfügbarkeit von Anwendungen während des Deployment-Prozesses zu gewährleisten und das Risiko von Fehlern zu minimieren. Im Kontext von Kubernetes bietet dieses Verfahren zusätzliche Sicherheit und Flexibilität, indem es die mächtigen Funktionen des Orchestrierungssystems nutzt.

Beim Blue-Green Deployment handelt es sich um einen Ansatz, bei dem zwei identische Produktionsumgebungen (eine "blau" und die andere "grün") eingesetzt werden. Beide Umgebungen sind voll funktionsfähig und für den Datenverkehr konfiguriert, aber zu jedem Zeitpunkt bedient nur eine Umgebung den Live-Datenverkehr. Die "blaue" Umgebung könnte beispielsweise die aktive oder Live-Version sein, die den Datenverkehr bedient, während die "grüne" Umgebung als Inaktiv oder Standby betrachtet wird.

Wenn eine Aktualisierung oder ein neues Feature bereitgestellt werden muss, wird diese Änderung in der "grünen" Umgebung vorgenommen und gründlich getestet. Diese Tests können Funktionstests, Integrationstests, Lasttests und andere Arten von Tests umfassen, um sicherzustellen, dass die neue Version korrekt funktioniert.

Nachdem die "grüne" Umgebung getestet und für gut befunden wurde, kann der Datenverkehr nahtlos von der "blauen" zur "grünen" Umgebung umgeschaltet werden, oft durch einfache Änderungen in den Load-Balancer- oder Routing-Einstellungen. Dies ermöglicht es, dass die Anwendung ohne Unterbrechung weiterläuft, und bietet den zusätzlichen Vorteil, dass, wenn etwas schief geht, der Datenverkehr schnell und einfach zurück zur "blauen" Umgebung umgeleitet werden kann.

In Kubernetes kann dieses Szenario durch die Verwendung von Namespaces, Deployments und Services implementiert werden. Ein Namespace in Kubernetes bietet eine Abgrenzung für Ressourcen und kann als eine Art "virtuelle" Cluster innerhalb des eigentlichen Kubernetes-Clusters betrachtet werden. Indem Sie separate Namespaces für Ihre "blauen" und "grünen" Umgebungen erstellen, können Sie effektiv zwei isolierte Umgebungen haben, die jeweils ihre eigenen Deployments und Services haben.

Es ist wichtig zu betonen, dass ein effektives Blue-Green Deployment auch eine starke Automatisierung und Überwachung erfordert. Die Automatisierung hilft dabei, den Prozess zu beschleunigen und Fehler zu minimieren, während die Überwachung dazu dient, den Status der Umgebungen zu verfolgen und sicherzustellen, dass alle Komponenten wie erwartet funktionieren.

Insgesamt ermöglicht das Blue-Green Deployment mit Kubernetes einen kontinuierlichen Betrieb während des Aktualisierungsprozesses und bietet die Sicherheit, schnell auf eventuell auftretende Probleme reagieren zu können. 

Ein Blue-Green Deployment kann man dabei z.B. wie folgt umsetzen:

  1. Istio: Istio ist ein Service Mesh, das speziell für die Verwaltung von Mikroservice-Architekturen entwickelt wurde. Es bietet erweiterte Routing-Funktionen, die die Durchführung von Blue-Green Deployments erleichtern. Mit Istio können Sie beispielsweise den Datenverkehr einfach und granular zwischen verschiedenen Versionen einer Anwendung aufteilen, was die Umschaltung zwischen "blauen" und "grünen" Deployments erleichtert.

  2. Helm: Helm ist ein Paketmanager für Kubernetes, der es erleichtert, Anwendungen in Kubernetes zu installieren und zu verwalten. Helm-Charts (die Pakete in Helm) können verwendet werden, um die Ressourcen für Ihre "blauen" und "grünen" Deployments zu definieren, was den Prozess der Installation und Aktualisierung der Anwendungen in den verschiedenen Umgebungen vereinfacht.

  3. Spinnaker: Spinnaker ist eine Open-Source Continuous Delivery-Plattform, die von Netflix entwickelt wurde. Es unterstützt Blue-Green Deployments und bietet eine Reihe von Funktionen, die den Prozess erleichtern, einschließlich automatisierter Pipelines, umfangreicher Überwachungs- und Alarmierungsoptionen und Integration mit vielen anderen Tools und Plattformen.

  4. Argo CD: Argo CD ist ein Continuous Delivery Tool für Kubernetes, das die GitOps-Methodik nutzt. Es ermöglicht es Ihnen, Ihre Kubernetes-Ressourcen in einem Git-Repository zu definieren und Argo CD diese Ressourcen dann in Ihrem Cluster bereitstellen zu lassen. Es unterstützt Blue-Green Deployments und ermöglicht eine enge Kontrolle und Überwachung des Deployment-Prozesses.

Canary Deployments mit Kubernetes

Canary Deployments sind eine weitere Strategie zur Minimierung von Risiken bei der Einführung neuer Versionen von Anwendungen. Der Name stammt aus den alten Bergbauzeiten, als Kanarienvögel in die Bergwerke geschickt wurden, um gefährliche Gase zu erkennen. Ähnlich wie diese Vögel dienen Canary Deployments als Frühwarnsystem für mögliche Probleme bei einer neuen Anwendungsversion, bevor sie vollständig ausgerollt wird.

Bei einem Canary Deployment wird eine neue Version einer Anwendung zunächst nur an einen kleinen Prozentsatz der Benutzer ausgeliefert. Dies ermöglicht es den Entwicklern, die Reaktionen der Benutzer auf die neue Version zu beobachten und zu prüfen, ob die neue Version wie erwartet funktioniert. Wenn bei diesem kleinen Prozentsatz der Benutzer Probleme auftreten, können die Entwickler die Ausrollung stoppen, die Probleme beheben und die neue Version erneut bereitstellen, ohne dass die Mehrheit der Benutzer betroffen ist. Wenn die neue Version jedoch erfolgreich ist, kann sie schrittweise an alle Benutzer ausgeliefert werden.

Kubernetes unterstützt Canary Deployments durch seine leistungsstarken Load-Balancing- und Routing-Funktionen. Mithilfe von Kubernetes-Services können Sie den Netzwerkverkehr auf verschiedene Pods umleiten, einschließlich Pods, die verschiedene Versionen Ihrer Anwendung ausführen. Auf diese Weise können Sie den Datenverkehr auf eine Canary-Version Ihrer Anwendung umleiten und beobachten, wie sie sich verhält, bevor Sie sie vollständig ausrollen.

Darüber hinaus können Tools wie Istio und Flagger, die für Kubernetes entwickelt wurden, Canary Deployments weiter erleichtern. Istio ermöglicht eine fein abgestufte Steuerung des Netzwerkverkehrs, so dass Sie genau festlegen können, welcher Prozentsatz des Verkehrs zu Ihren Canary-Pods geleitet wird. Flagger automatisiert den Prozess der schrittweisen Ausrollung und Überwachung von Canary-Deployments und bietet sogar automatische Rollbacks, wenn Probleme erkannt werden.

Zusammenfassend ist ein Canary Deployment eine effektive Strategie, um das Risiko bei der Einführung neuer Versionen von Anwendungen zu minimieren. Durch die Verwendung der Funktionen und Tools, die Kubernetes bietet, können Sie Canary Deployments einfach und sicher implementieren.

Fazit

In der Welt des digitalen Geschäfts ist es entscheidend, dass Anwendungen rund um die Uhr verfügbar sind. Durch den Einsatz von Technologien wie Kubernetes und die Implementierung von Strategien wie Blue-Green und Canary Deployments können Unternehmen ihre Anwendungen ohne Unterbrechung aktualisieren und so das Kundenerlebnis verbessern und Umsatzeinbußen vermeiden. Wenn Sie die Verfügbarkeit Ihrer Anwendung verbessern möchten, lohnt es sich, die Möglichkeiten von Kubernetes für Zero Downtime Deployments genauer zu betrachten.